Die Stahlbranche gehört vermutlich mit zu den konservativsten Märkten hier in Europa. Doch auch hier ziehen Digitalisierung und Internet langsam aber sicher immer weiter in die Geschäfte und Geschäftsabläufe ein. Der harte Wettbewerb mit den asiatischen und osteuropäischen Stahlproduzenten setzt die Branche unter Druck, eine Konsolidierung von Stahlherstellungs- und Verarbeitungskapazitäten ist in vollem Gange und Kosteneinsparungen bei Material, Rohstoffen, Anlagen und Logistik führen zwangsläufig zu einer verstärkten Digitalisierung und Vernetzung bei den Unternehmen.
Ein Blick auf die Google Suchanfragen nach Stahl und Edelstahl zeigt nur ein sehr moderates Wachstum bei der Nachfrage. Entweder stehen wir noch vor der Schwelle, oder das sehr B2B-lastige Geschäft spiegelt sich nur sehr schwach in Google Suchanfragen wider. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus beidem.
Doch es geht schon los. Der Stahlriese Klöckner will Stahl übers Internet verkaufen. Anstatt eine Angebotsanfrage per Fax oder Telefon zu stellen und auf das Angebotsfax des Herstellers warten zu müssen, soll die Kommunikation zukünftig über das Internet abgewickelt werden. Mit Vorteilen bei Geschwindigkeit, Lieferzeit, Verfügbarkeit, Lagerhaltung und Logistik. Nach Aussage von CEO Gisbert Rühl will Klöckner in 5 Jahren mehr als die Hälfte seines Stahl-Umsatzes über das Internet abwickeln.
Noch einen Schritt weiter geht das #Netzwerk-Stahl, das Konzern-Grenzen sprengen und Stahlhändler und -verbraucher auf seinem Online Marktplatz miteinander in Verbindung bringen will. Das Portal bringt Käufer und Verkäufer entsprechend ihrer Wünsche zusammen, das eigentliche Geschäft findet aber außerhalb der Plattform statt. Am Ende des Prozesses hat sich die Effizienz der Wertschöpfungskette erhöht, mit Vorteilen auf beiden Seiten. Zum Service von #Netzwerk-Stahl gehören ein Branchenbuch mit Namen von stahlbearbeitenden Unternehmen, eine Übersicht aktueller Legierungszuschläge, ein Oberflächen- und Werkstoffassistent sowie ein CEV-Rechner, ein Rohrrechner und ein Coil-Rechner.
Der Wettlauf im Stahl Online Business hat begonnen. Ob sich am Ende ein „Amazon der Stahlbranche“ finden und durchsetzen wird, das darf spekuliert werden. Bei Büchern war es ein Außenseiter, der den etablierten Buchverlegern und -händlern gezeigt hat, wie und wo es mit dem Internet lang geht. Mal schauen, wie es im Stahlmarkt laufen wird 😉
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